Anno 2024 – Interimslösungen gingen zu Ende, aber sie waren mehr als nur das!

Ab Juni 2024, nach dem Ausscheiden von Hannelore Höft aus dem Amt der Kantorin an der Ev. Stadtkirche Unna, übernahm Kantor Andreas Frey die Leitung der Philipp-Nicolai-Kantorei. Sein Engagement war von vornherein befristet, und zwar, so hieß es pauschal, bis Mitte Dezember 2024. Bis dahin hoffte man, dauerhaft eine Lösung für die Nachfolge von Hannelore Höft gefunden zu haben.

Mit dem Weihnachtskonzert bei Kerzenschein am 8. Dezember 2024 endete ein Engagement, das mehr als nur eine Interimslösung war. In einer fast bis auf den letzten Platz gefüllten Stadtkirche führte er die Kantorei souverän durch ein vielseitiges Programm, zum dem Christiane Kuchler, Corinna Schröder und Fabian Wirtz Texte beitrugen, jeweils mit einem ganz unterschiedlichen Bezug zu Weihnachten, besinnlich-persönlich, ironisch-kritisch.

Mitgestaltet wurde das Konzert vom Blockflötenensemble der Ev. Singschule, dem „ensemble tibicinium“ unter der Leitung von Johanna Langenberg, und dem Ev. Posaunenchor, erstmals unter der Leitung von Daria Burlak. Sie trat am 1. November 2024 die Nachfolge von Hannelore Höft an und ist jetzt für die Kirchenmusik an der Stadtkirche verantwortlich. Sie war in der Übergangszeit bereits für das gottesdienstliche Orgelspiel zuständig und der Gemeinde wohlbekannt.

Andreas Frey als Chorleiter für die Übergangszeit zu gewinnen, dieser Gedanke war für die Philipp-Nicolai-Kantorei naheliegend. Er gehörte lange Jahre der Kantorei an und war daher vielen Sängerinnen und Sängern bekannt. Ebenfalls über lange Jahre hinweg hat er an der Ev. Singschule Kinder und Jugendliche musikalisch ausgebildet und brachte darüber hinaus hinreichende Erfahrungen in der Chorleitung mit. Wegen seiner Dienste und Verdienste für und um die Kirchenmusik wurde ihm 2003 von der Westfälischen Landeskirche der Ehrentitel „Kantor“ verliehen. Das ist für Kirchenmusiken, die nicht im Hauptamt arbeiten, eine besondere Auszeichnung.

Innerhalb weniger Wochen studierte er mit der Kantorei die Messe in D von Antonin Dvorak ein, und zwar in der Version mit Orgelbegleitung. Aufgeführt wurde sie am 22. September 2024. Das Publikum dankte ihm, der Kantorei und Daria Burlak an der Orgel mit stehendem Applaus. Sein zweites Ziel, nunmehr mit Bravour erreicht, war es, das traditionelle Weihnachtskonzert bei Kerzenschein vorzubereiten und durchzuführen.

In der Kantorei ist man sich einig: „Dieses Konzert war ihm wichtiger als sein je zur Hälfte von der Ev. Kirchengemeinde und dem Förderverein der Kantorei getragenes Honorar.“

Andreas Frey fasste seine Zeit mit der Kantorei während des sich dem Konzert anschließenden Beisammensein im Martin-Luther-Haus so zusammen: „Es waren 23 Freitagsproben und eine Mittwochsprobe, die mir allesamt Freude bereitet haben. Ich begegnete immer einem motivierten und ausgesprochen leistungsfähigen Chor.“

Die Kantorei dankte es ihm mit viel Beifall, guten Wünschen und einem kleinen Präsent.

Die Leitung des Posaunenchores lag in der Übergangszeit in den Händen Frank Düppenbeckers. Der studierte Trompeter bildet an der Ev. Singschule Blechbläserrinnen und Blechbläser aus und weiter, unter ihnen auch Mitglieder des Posaunenchores.

Düppenbecker hatte ein ganz spezielles Ziel: „Blechblassinstrumente haben keine exakt festgelegte Tonhöhe wie zum Beispiel das Klavier und die Orgel. Bläserrinnen und Bläser müssen sich der Herausforderung stellen, dass Töne je nach Stellung im System der Musik Tonhöhendifferenzen haben, auch wenn diese nur gering ausfallen. Vereinfacht gesagt: Der Ton G hat auf einem Blechblasinstrument je nach Tonart und Ausgestaltung des Dreiklanges anders zu klingen. Dem Unnaer Posaunenchor war die Thematik nicht fremd, aber es gibt immer etwas zu verbessern.“

Ohne den Druck, für einen Auftritt üben zu müssen, widmete er sich in den Übungsstunden des Posaunenchores diesem Prozess. Das er einmal damit Daria Burlak mit ihrem absoluten Gehör in die Karten spielen würde, konnte er zu Anfang nicht wissen. Regelmäßig wies er aber auch auf folgendes hin: „Eine gute Luftführung bzw. ein gleichmäßiger Luftfluss bilden die Grundlage für einen schönen Ton.“

Zum Ende seiner Arbeit mit dem Posaunenchor hin widmete er sich dann der Auswahl und der Einstudierung der Stücke, die der Posaunenchor zum Weihnachtskonzert beitrug.

Anders als Andreas Frey wird Frank Düppenbecker weiterhin den musikalischen Kontakt zu Unna pflegen, nämlich über seine Arbeit an der Singschule.

Ein Blick auf die Singschule

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass es auch mit der Ev. Singschule weiter geht. Die Singschule arbeitet als eingetragener Verein selbständig. Ihre Gründung geht auf Martin Weimann zurück, den Vorgänger Hannelore Höfts im Kantorenamt. Ihm lag es daran, kirchenmusikalischen Nachwuchs auszubilden. Die Leitung des Vereins hat zwischenzeitlich Carsten Schattauer übernommen. Er arbeitet als Deutsch- und Musiklehrer an der Werner-von-Siemens-Gesamtschule Königsborn und hat nicht nur Lehramt studiert, sondern auch Blockflöte an der Hochschule für Musik Detmold, Abteilung Dortmund, und an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. In der Philipp-Nicolai-Kantorei singt er im Tenor.

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